UNSER ALLGÄUER
Weg
Der Ruhestand steht kurz bevor? Oder doch nicht? Markus Brehm, seit über 27 Jahren Geschäftsführer des Allgäuer Zeitungsverlages und verantwortlich für die gesamte Mediengruppe, beendet seine Tätigkeit zum 31. Dezember 2020. In seiner Funktion führte er den Zeitungsverlag in die Zukunft und übergibt an seinen Nachfolger Rolf Grummel eine moderne und erfolgreiche Mediengruppe. Dank der vielen engagierten MitarbeiterInnen unter seiner Leitung ist das Unternehmen der starke multimediale Medienpartner im Allgäu geworden. Diese Vielfalt für Leser, Hörer und Zuschauer sowie das En-gagement als Digital- und Werbeagentur, im Offset- und Digitaldruck und in der Postzustellung prägen heute das Bild der Mediengruppe Allgäuer Zeitung. Bevor der gebürtige Franke uns verlässt und in den wohlverdienten Ruhestand geht, wollten wir noch ein paar Dinge von ihm wissen:
Die MitarbeiterInnen haben viel von Ihnen gelernt. Was können Sie nach 27 Jahren im Gegenzug von uns mitnehmen? Ich habe sehr schnell gelernt, dass den Allgäuer und den Franken eine starke Wesensverwandtschaft verbindet: Schon immer eine Randlage in Bayern, heterogen in der Innensicht und homogen in der Außensicht, stolz auf die eigene Heimat und die überlieferten Traditionen, sparsam und erfinderisch. Aus diesem Wissen ist sehr bald unser Allgäuer Weg entstanden: Miteinander reden und einander zuhören, miteinander handeln und gemeinsam neue Dinge erfinden, mutig und flexibel agieren. Die Treue und Loyalität zum Unternehmen, zur Mediengruppe Allgäuer Zeitung, ist ein wesentlicher Baustein unseres gemeinsamen Erfolgs. Gerade deshalb bin ich stolz auf unsere MitarbeiterInnen, die sich motiviert und engagiert eingebracht haben, getreu unserem Motto: Wir im Allgäu – optimistisch in die Zukunft.
Bezieht sich die angesprochene Wesensverwandtschaft auch auf kulinarische Aspekte? Nein, da gab es 1993 deutliche Unterschiede (lacht). Beim ersten Besuch im Wirtshaus nach unserem Umzug aus Bamberg habe ich festgestellt, dass das Bier statt 1,60 Mark im Allgäu 2,60 Mark kostet – deshalb habe ich anfangs immer nur eine Halbe zum Essen getrunken anstatt wie vorher zwei. Meine Kinder, damals zwei, acht und elf Jahre alt, haben die Klöße auf der Speisekarte schmerzlich vermisst. Es gab zu jedem Gericht Spätzle oder Kässpatzen, aber keine Klöße. Also haben wir anfangs bei jedem Besuch aus Franken beutelweise Kloßteig mitgebracht; später habe ich so manchen Sonntagvormit-tag damit verbracht, Kartoffeln zu reiben. Heute haben sich auch die Speisekarten angeglichen, aber ich möchte natürlich nicht behaupten, dass die traurigen Blicke meiner Kinder den Anstoß dazu gegeben haben …
Welche Projekte sind Ihnen noch besonders in Erinnerung und warum? Am früheren Standort in der Kotterner Straße 64 (heute bigBOX Allgäu) waren wir auf einem Grundstück mit 8.200 m² räumlich sehr beengt, quasi eingepfercht. Der größte Meilenstein und die Basis unserer Entwicklung war der Bau des Allgäuer Medienzentrums in der Heisinger Straße im Jahr 1998. Für diese mutige Entscheidung bin ich unseren Gesellschaf-tern heute noch äußerst dankbar. Auf einer Fläche von über 50.000 m² hatten wir die Chance, uns zu erweitern und viele neue Geschäftsfelder voranzutreiben: 1998 die Gründung der AZ Druck und Datentechnik und das neue Veranstaltungsma-gazin allgäuweit, 1999 das Entstehen von all-in.de, 2000 dann die Inbetriebnahme von Allgäu TV und 2003 der Start von allgäu mail.
Mit rta.design haben wir eine neue Digital- und Werbeagentur gegründet, unsere Merchandising-Marke Griaß di’ und unser nationales Magazin Griaß di’ Allgäu erfolgreich im Markt platziert. Mit der Wochenzeitung extra am Samstag – heute: Hallo Allgäu – haben wir unser Printangebot und mit allgäuer-zeitung.de unser Onlineangebot erweitert. Eine Vielzahl weiterer Angebote in Print, Online und Digital komplettiert unser derzeitiges Medienportfolio. Das alles war nur möglich durch ein mutiges, unternehmerisches und gemeinsames Vorangehen aller Beteiligten. Dafür sage ich Lob, Dank und Aner-kennung.
Unzählige Magazine, Portale, Marken und Medien konnten Sie auf den Weg bringen und den Menschen im Allgäu anbieten. Was haben diese gemeinsam und warum? Wir haben immer gesagt: Aus der Region – für die Region. Unsere Marke Allgäuer Zeitung und wir sind im Allgäu verwur-zelt. Unsere Markenwerte sind Glaubwürdigkeit, Qualität, Seriosität und Regionalität. Wir vermitteln das Lebensgefühl und die Werte unseres Allgäus. Dies versuchen wir auf alle unsere Produkte und Dienstleistungen zu übertragen. Und wir sind nahe an den Menschen und ihren Bedürfnissen. Dort, wo uns das gelingt, sind wir authentisch und damit erfolgreich.
Wie geht es für Sie jetzt weiter? So einfach in die Altersrente zu gehen, kann ich mir nicht vorstellen. Zwar werde ich mehr Zeit für meine Frau, meine Kinder und Enkel haben. Auch meine Hobbys, wie Wandern, Kochen und Allgäuern, bekommen mehr Raum. Aber nach fast vierzig Jahren in der Medienbranche möchte ich meine Erfahrungen auch gerne an andere weitergeben. Mit meiner neuen Beratungsfirma brehm.media habe ich ein neues, zusätzliches „Hobby“, mit dem ich auch meine Funktionen in der IHK und anderen Gremien beibehalten kann. Ich denke, das hält mich jung und ich kann in der Wirtschaftsregion Allgäu positiv mitwirken und gestalten.
Ein letztes Wort? Bleiben Sie in dieser Pandemiezeit gesund, bleiben Sie so engagiert und motiviert und gehen Sie mit Mut und Zuversicht in die vor uns liegende Zeit. Die Mediengruppe Allgäuer Zeitung und mein Nachfolger Rolf Grummel haben dieses Vertrauen verdient. INTERVIEW Sebastian Kehr FOTOS Sebastian Kehr, Ralf Lienert