Zwei Perspektiven und ein

gemeinsames Ziel

Werner Kraus (links) ist Betriebsratsvorsitzender seit März 2018 und über 38 Jahre Mitarbeiter der Mediengruppe. Vor seiner Funktion im Betriebsrat war er im Anzeigenverkauf in Kaufbeuren und in Kempten tätig.

Rolf Grummel (rechts) ist seit Dezember 2020 Geschäftsführer der Mediengruppe Allgäuer Zeitung. Der Norddeutsche kommt von der Madsack Mediengruppe, wo er vor allem Vermarktungs- und Digitalisierungsthemen vorantrieb.

Sie besprechen regelmäßig, wie die Interessen des Unternehmens und der Belegschaft zusammengebracht werden können. Betriebsratsvorsitzender Werner Kraus und Geschäftsführer Rolf Grummel verbindet nun 12 Monate Zusammenarbeit. Wir haben beide an einen Tisch gesetzt und gefragt, wie sie diese noch junge Zusammenarbeit erlebt haben.

„Am Anfang war das ziemlich neu für uns. Rolf Grummel begrüßte uns mit Moin“, fällt Werner Kraus als Erstes ein und schiebt schmunzelnd hinterher: „Ich dachte nur: das muss er sich hier bei uns frei noch abgewöhnen.“ Grummel lacht: „Das habe ich immer noch nicht ganz geschafft.“ Für ihn sei von Beginn an wichtig gewesen, dass es eine Gesprächskultur gibt, die einen offenen Austausch von Meinungen ermöglicht. Das kam auch so beim Betriebsrat an.

Beide kommen aus der Vermarktung. Das schärft den Blick auf die Art von Verhandlungen. „Wir haben den Straßenkampf im Vertrieb erlebt. Und da gibt es Regeln und Vereinbarungen, an die sich alle halten müssen“, so Grummel, und Kraus ergänzt: „Sonst verliert der Kunde das Vertrauen.“ Eine offene Streitkultur schaffen – darauf können sich beide also einigen.

„Rolf Grummel nimmt die Belange, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an uns herangetragen werden, ernst. Wir bekommen umgehend einen Termin, wenn wir ein Problem ansprechen müssen.“ Das sei wichtig, auch wenn die Lösungsansätze oft unterschiedlich ausfallen. Als Beispiele sprechen die beiden über die dringende Schienenreparatur im Rollenkeller, die Verhandlungen zu Kurzarbeit und mobilen Arbeitsplätzen sowie das betriebliche Vorschlagswesen. „Alles konnten wir im Sinne der Belegschaft und des Unternehmens lösen“, so Kraus.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen ihren Job gerne machen.

Auf die Frage, was sich noch verändert hat, ist für den Betriebsratsvorsitzenden klar: „Wir werden bei großen Veränderungen von Beginn an involviert, können aktiv mitgestalten, wie zum Beispiel beim Vermarktungsprojekt.“ Das sei nicht immer ganz einfach, da Fachkenntnisse gefordert sind. Nur so wird eine Diskussion auf Augenhöhe möglich. „Neue Vermarktungsmöglichkeiten, die durch die digitale Transformation entstehen, müssen von den Beteiligten im Grundprinzip verstanden werden. Dazu habe ich eine Einführungspräsentation auch beim Betriebsrat gehalten.“ Entscheidungen könnten so am besten im Sinne der Mitarbeiter und des Unternehmens getroffen werden. Und überhaupt, beide sprechen darüber, wie Stärken nach vorne gebracht und Schwächen minimiert werden können. Kraus diskutiert aus der Perspektive der Belegschaft, Grummel bringt unternehmerische Argumente ein. Immer wieder werden neue Impulse gesetzt. Stets offen und immer konstruktiv. Sie suchen im Gespräch nach einem gemeinsamen Ziel und werden fündig:

„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen ihren Job gerne machen“, wirft Kraus ein und Grummel reagiert prompt: „Dem kann ich nichts hinzufügen.“ Dafür werden sie in ihren zukünftigen Verhandlungen kämpfen. Apropos Zukunft. Grummel spricht neben dem Vermarktungsthema eine der größten Aufgaben für 2022 an: IT-Sicherheit. „Diese müssen wir weiter schärfen, um Schaden von Unternehmen und letztendlich auch von den Mitarbeitern fern zu halten. Das wird ein dickes Brett, was wir bohren müssen.

Abschließend möchte ich von Werner Kraus wissen, wie er den „Wind des Wandels“ erlebt, den Rolf Grummel angestoßen hat. „Es ist eine angenehme Brise, bei der das Boot gut und zügig gleiten kann, würde ein Segler sagen.“ Und Kraus muss es wissen, denn er war früher selbst Sport-Segler. Grummel reagiert: „Ich gebe zu, ich habe viel angeschoben und Boote auf See geschickt. Jetzt sind die Steuermänner und -frauen gefragt, die anvisierten Ziele zu erreichen. An Bord ist die gesamte Belegschaft der Mediengruppe. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten, und da gehört für mich selbstverständlich auch der Betriebsrat dazu.“

TEXT & FOTOS Sebastian Kehr

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